Erfolgreiches Forderungsmanagement

Die strategische Herausforderung für das kaufmännische Management

Welche Probleme sich Unternehmen im Forderungsmanagement stellen und wie sie sich am effizientesten und effektivsten lösen lassen, erläutert Rudolf H. Müller in seinem Buch „Erfolgreiches Forderungsmanagement“.

Es gelingt dem Autor, dieses immer wieder aktuelle Thema zusammenzufassen und einen Leitfaden für dieses Gebiet zu entwickeln, der jede Menge neue effiziente Ansätze enthält.

Zunächst wird das Augenmerk darauf gelenkt, dass Forderungsmanagement im Unternehmen eine rein kaufmännische Aufgabenstellung ist, die erst später für den geringsten Teil der Fälle zur juristischen Aufgabenstellung wird. Da die Unternehmen viele eigene Möglichkeiten besitzen, die aber häufig nicht genutzt werden, sollte das Forderungsmanagement nicht in einer Unterorganisation der Finanzabteilung angesiedelt werden, sondern entsprechend der strategischen Bedeutung mit einem entsprechenden Gewicht in der operativen Organisation versehen sein. Das ergibt sich schon daraus, dass im Forderungsmanagement u. a. Finanzierungsentscheidungen getroffen werden (können), deren Volumen bei KMU durchaus die Höhe des Eigenkaptals übersteigen kann. Bei der Einschätzung des Risikos und dessen Steuerung werden im Forderungsmanagement in der Praxis sehr häufig Entscheidungsgrundlagen vorbereitet und mit Daten aufbereitet, die in ihrer Komplexität den Entscheidungsträgern nicht vollständig transparent sein können.

Insoweit betont der Autor völlig zu Recht, dass das Forderungsmanagement dem Risikomanagement gleichzustellen ist, einem ganz wesentlichen Element der Unternehmenskontrolle. Es geht also nicht nur darum, aus allen möglichen Quellen, die der Autor hier auch benennt, Daten zusammenzutragen, um eine Kreditentscheidung vorzubereiten, sondern es geht auch um die Bewertung dieser Daten und um eine verständige Würdigung der Gesamtsituation, die letztlich die Entscheidung vorbereitet.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Sicherung gegen Forderungsausfälle. Neben den klassischen Instrumenten wie der Warenkreditversicherung oder dem Eigentumsvorbehalt stellt der Autor als Alternative die Exzess-Off-Loss-Versicherung vor, sowie weitere kreative und individuelle Lösungen wie die Bürgschaft, die Patronatserklärung oder das unübliche, aber sehr effiziente notarielle Schuldanerkenntnis. Dabei beschränkt sich der Autor nicht auf den Deutschen Raum, sondern betrachtet auch den Export in das europäische Ausland einschließlich der Zusammenarbeit mit orts-, kultur- und rechtskundigen Partnern, wie beispielsweise EuroCollectNet. Durch die Zusammenarbeit mit den entsprechenden Dienstleistern können auch KMU den Export vermehrt anbieten, ohne dabei ihr Risiko zu erhöhen.

Forderungsmanagement bedeutet nicht nur Risikomanagement, sondern auch Liquiditätsmanagement. Für die Sicherung der Liquidität des Unternehmens gibt Rudolf H. Müller konkrete und praxistaugliche Empfehlungen: Factoring sollte abweichend von der heutigen Praxis nicht als „letzter Strohhalm“ eingesetzt werden, sondern von vorneherein als ein zusätzliches Element in den Finanzierungsplänen des Unternehmens. Mahnläufe sollten gestrafft werden und auch KMU sollten von den Möglichkeiten Gebrauch machen, die die Europäische Union inzwischen für die Verfolgung von grenzüberschreitenden Ansprüchen vorsieht. Es ist heute kein Problem mehr, Forderungen in Rumänien, der Slowakei und auch auf Malta mit einem so einfachen Instrument wie einem Mahnbescheid zu verfolgen. Die Formulare sind in allen Sprachen der Mitgliedsländer im Internet abrufbar.

Besonderer Verdienst des Buches ist, dass die aktuelle SEPA-Problematik umfassend eingearbeitet ist, ein Thema, mit dem sich die Finanzabteilung eines KMU intensiv auseinandersetzen muss.

Neben diesen angesprochenen Fragen werden in dem Buch die klassischen Problemfelder bearbeitet, wie beispielsweise das Verhältnis Vertrieb und Forderungsmanagement, aber auch unerwartete Themen, wie die Einschränkung von Barzahlungen oder aber das Geldwäschegesetz überhaupt, das für alle Unternehmen gilt, die gewerblich mit Gütern handeln. Hier besteht insbesondere für KMU ein erheblicher Handlungsbedarf, denn zumindest die Gefährdungsanalyse im Rahmen des Geldwäschegesetzes hat jedes Unternehmen eigenständig und individuell vorzunehmen. Tut es das nicht, drohen empfindliche Geldbußen.

Insgesamt bietet das Buch eine gelungene Mischung zwischen klassischen und neuen Themen sowie zwischen theoretischen und praktischen Fragestellungen. An vielen Stellen ist erkennbar, dass der Autor über einen großen praktischen Erfahrungsschatz verfügt, den er mit dem Leser zu teilen bereit ist. Für besonders eilige Leser bietet sich die Zusammenfassung am Ende der Kapitel an oder aber die sehr instruktiven Abbildungen, die zum weiteren Studium des Buches verleiten. Ein Buch, das in keinem KMU und bei keinem mit dem Forderungsmanagement Betrauten fehlen sollte. Der Autor Rudolf H. Müller ist nach Stationen u.a. bei der KPMG Unternehmensberatung seit rund 20 Jahren selbständiger Unternehmensberater. Der Schwerpunkt seiner Tätigkeit ist das Forderungsmanagement. Er führt dazu und zu anderen Themen Seminare durch und betreibt das Internetportal www.Forderungsmanagement.com.

Dr. Thomas Voller
Rechtsanwalt

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