IAS – International Accounting Symposium

IAS/IFRS-Experten trafen sich in Mannheim

Bereits zum 4. Mal trafen sich Experten der Internationalen Rechnungslegung zum IAS – International Accounting Symposium, welches von der IHK-Rhein-Neckar, dem BVBC, der EMAA und dem WIB – Wissenschaftliches Institut des BVBC gemeinsam in den Räumen der IHK in Mannheim durchgeführt wurde.

Frank Bullerkotte von der IHK Rhein-Neckar und Uwe Jüttner, Präsident der EMAA – European Management Accountants Association e. V. begrüßten 30 Teilnehmer dieses Symposiums. Michael Szeltner, Vorstand im WIB, nutze seine Grußworte, um das Institut vorzustellen. Das Wissenschaftliche Institut des BVBC e.V.
fördert die Wissenschaft von Rechnungswesen und Controlling. Dazu gehören die Bereiche von Buchführungs- und Steuerwesen, Abschluss nach nationalem und internationalem Recht sowie nach Management-Richtlinien, das Controlling, das Finanz-, Prüfungs-, Organisationswesen inkl. der Datenverarbeitung. Das WIB veranstaltet Tagungen zu den genannten Themenbereichen. Im Auftrag des Präsidiums des BVBC verfasst das WIB Stellungnahmen und unterstützt bei Anhörungen und Anfragen. Das WIB bietet für seine Mitglieder einen laufenden Überblick über die aktuelle Fachliteratur zu den genannten Themenbereichen aus dem deutschen und englischen Sprachraum.

Uwe Jüttner, Experte für alle Themen rund um die Anlagenbuchhaltung, gab in seinem Eröffnungsvortrag einen Überblick über das Leasing nach Handels- und Steuerrecht sowie in der Internationalen Rechnungslegung IAS/IFRS. Besonderes Interesse fanden seine Ausführungen zu den Änderungen im Leasing nach IFRS 16, die ab 2019 von den Unternehmen anzuwenden sind, die neben dem HB/SB nach internationalem Recht bilanzieren. Ziel ist die bilanzielle Erfassung grundsätzlich aller Rechte und Pflichten aus einem Leasingverhältnis. Die Folge ist, dass im Gegensatz zu IAS 17 eine Nichtbilanzierung von Vermögenswerten und Schulden aus einem Leasingverhältnis ausgeschlossen wird. Es wird keine Unterscheidung mehr zwischen Operate Lease und Finance Lease (keine klassischen Mietverhältnisse mehr) geben. Künftige Bilanzansätze der bisherigen „schwebenden Geschäfte“ führen zur Beeinflussung der Bilanzierung, aber auch des Vertragsmanagements und des Finanzmanagements. Jüttner empfahl, das Bewusstsein für die Änderungen und Auswirkungen des neuen Standards zu schärfen. Unternehmen mit hohem Leasingbestand sollten prüfen, ob eine erste und frühere Erhebung zur Einschätzung und Planung notwendig ist. Er empfahl weiter, eine Parallelbilanzierung nach bisherigem und neuem Recht für Zwecke der Kommunikation und Steuerung aufzubauen.

Edel K. Rosenberger, Dipl.-Informatiker und SAP-Berater erklärte in seinem Vortrag die Möglichkeiten der parallelen Rechnungslegung in der SAP Anlagenbuchhaltung FI-AA. Für die Abbildung einer parallelen Rechnungslegung in einem SAP-System stehen verschiedene Lösungsszenarien zur Verfügung:

In der Anlagenbuchhaltung wird eine parallele Rechnungslegung über den Bewertungsbereich abgebildet. Das heißt, man muss für jede Rechnungslegungsvorschrift einen Bewertungsbereich definieren. Für jeden Bewertungsbereich, d. h. für jede Rechnungslegungsvorschrift, hinterlegt man spezifischen Abschreibungsregeln, Nutzungsdauern etc. Die Abschreibungen werden parallel für jeden Bewertungsbereich anhand der hinterlegten Abschreibungsregeln ermittelt und für jeden Bewertungsbereich getrennt gebucht. Die Buchungen erfolgen, nach dem gewählten Lösungsszenario, entweder auf zusätzliche Konten, in ein zusätzliches Ledger oder in einen zusätzlichen Buchungskreis. Im Detail steckt natürlich erheblicher Aufwand im Customizing hinter den Lösungen, die aber ausgetestet sind und gut funktionieren.

Judith Geiß, Inhaberin und Managing Director der Firma the Bridge – Consulting und Training erklärte in Ihrem Vortrag, dass man die SOX-Implementierung als Chance begreifen sollte. „Say what you do and do what you say“. Immer mehr Firmen versuchen, aus einer SOX-Implementierung einen strategischen Vorteil zu ziehen. Denn mit der richtigen Strategie und einer gut überlegten Herangehensweise lassen sich die Herausforderungen, die auf ein Unternehmen durch eine Übernahme zukommen, profitabel nutzen. Es ist sogar möglich, Unternehmensprozesse effektiv und langfristig zu verbessern. Wichtig ist zunächst, so Geiß, dass es sich hier nicht ausschließlich um ein Finanzthema handelt. Es betrifft das gesamte Unternehmen mit allen Bereichen. Damit ist vor allem eine Herangehensweise ganz essentiell und wichtig: die Kommunikation zwischen den Abteilungen! Die Prüfung und Einhaltung eines internen Kontrollsystems wird durch interne und externe Audits gesteuert und mögliche Schwachstellen werden aufgedeckt. Mit Umsetzung bestimmter Handlungsempfehlungen sollen diese Schwachstellen für die Zukunft vermieden werden.

Uwe Jüttner stellte in seinem zweiten Vortrag die Sachanlagen nach IAS 16 und deren Besonderheiten bei den Anschaffungs- und Herstellungskosten dar. Er ging insbesondere auf Themen wie Rückbau- und Entsorgungsverpflichtung, Fremdkapitalkosten, Komponentenansatz und Generalüberholung ein. Große maschinelle Anlagen und vor allem Gebäude nach dem Komponentenansatz zu atomisieren und nicht nur als ein Stück Wirtschaftsgut zu bilanzieren, sieht Jüttner als eine große Herausforderung in der Bewertung und Bilanzierung der nächsten Jahre. Ebenso verglich er die Abgrenzung von Erhaltungsaufwendungen und Herstellungskosten nach HGB und BilMoG mit dem IAS/IFRS-Ansatz.

Bullerkotte und Jüttner dankten den Teilnehmern für ihr Kommen und den Referenten für die Vorträge. Beim anschließenden Imbiss fanden alle Beteiligten noch ausreichend Gelegenheit zum „netzwerken“. Derartige Veranstaltungen wie das internationale Symposium und auch die Bilanzbuchhalter- und Controller-Tage werden in 2017 mit dem IHK, dem BVBC, der EMAA und dem WIB mit Sicherheit ihre Fortsetzung finden.

IAS 2016

Frank Bullerkotte von der IHK Rhein-Neckar