Kultusminister: Abitur ist wertvoller als Lehre

Die deutschen Kultusminister  zeigen wieder einmal, dass Europa für sie weit entfernt ist. Wenig europafreundlich wie eh und je beschlossen sie am 21. Oktober 2011 in Berlin einstimmig, das deutsche Abitur künftig auf Stufe fünf einer insgesamt achtstufigen EU-weiten Werteskala einzuordnen. Der Abschluss einer betrieblichen Lehre soll hingegen in der Regel nur auf Stufe vier rangieren. Dies ist eine Ohrfeige für die Gewerkschaften, das Handwerk und die Industrie in Sachen duale Berufsausbildung. Holger Schwannecke, Generalsekretär des Zentralverbands des Deutschen Handwerks, sprach von einem „Generalangriff auf die duale Berufsausbildung“,

Die meisten der an der Erarbeitung eines „Deutschen Qualifikationsrahmens“ Beteiligen, hatten für eine gleichwertige Einstufung der dualen Berufsausbildung mit dem Abitur plädiert.

Mit der jetzigen Entscheidung unterstreicht die KMK ihre Absicht, zunächst einen in Deutschland gefundenen Qualifikationsrahmen (DQR) einzuführen, um erst dann in einem zweiten Schritt in eine europäische Weiterentwicklung einzusteigen. Experten sehen das zwiespältig, denn es  gebe gute Gründe zu einem „für und wider“

In 2008 hatten sich die Kultusministerkonferenz und das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) darauf verständigt, gemeinsam einen „Deutschen Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen“ (DQR) zu entwickeln. Im Frühjahr 2011 hat der mit der Erarbeitung beauftragte Arbeitskreis „Deutscher Qualifikationsrahmen“, in dem neben Bund und Ländern weitere relevante Akteure aus der Allgemeinbildung, der Hochschulbildung und der beruflichen Aus- und Weiterbildung, der Sozialpartner und anderer Experten aus Wissenschaft und Praxis beteiligt sind, einen ersten DQR-Vorschlag vorgelegt.

Neun Staaten haben bereits nationale Regelungen in Kraft gesetzt. Fast alle haben bisher Abitur und Lehre gleichwertig auf Stufe vier gesetzt – bis auf die Niederlande, die wie die deutschen Kultusminister die Stufe fünf für das Abitur bevorzugen. Österreich und die Schweiz haben noch nicht endgültig entschieden. Die Franzosen haben die schulischen Abschlüsse in ihrer nationalen Werteskala ebenfalls noch nicht festgelegt. Es ist also noch viel zu tun, um das Europaziel zu erreichen. Immerhin: das Ansehen der beruflichen Bildung in Deutschland gilt international als gut.

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